HEILPFLANZE
Liebstöckel
Levisticum officinale
Was gibt es in der kalten Jahreszeit Erquickenderes als kräftigende und wärmende Suppen und Eintöpfe? Und was wären diese ohne unsere aromatischen Suppenkräuter wie den Liebstöckel!
Dieser imposante, über 2 Meter hoch wachsende und bis zu 15 Jahre alt werdende Doldenblütler wurde wegen seines typischen, stark würzigen Aromas auch als „Maggi-Kraut“ bekannt. Für die bekannte Flüssigwürze des gleichnamigen Schweizer Apothekers wurde der Liebstöckel jedoch nie verwendet.
Obwohl sowohl in der Küche als auch in der Heilkunde prinzipiell alle Pflanzenteile Verwendung finden können, werden für die Zubereitung von Speisen am besten die jungen, zarten Blätter genutzt und medizinisch neben Kraut und Samen vor allem die Wurzel.
Früher wurde der Liebstöckel weit verbreitet für Liebeszauber und -amulette verwendet. Dies beruht wahrscheinlich jedoch auf einem sprachlichen Missverständnis, leiteten sich doch der deutsche Name Liebstöckel und einige weitere (wie das englische Lovage) weniger von dem Begriff der Liebe, sondern eher vom lateinischen Levisticum und Ligusticum ab – nach der norditalienischen Herkunftsregion Ligurien.
Dennoch ist die Verbindung zur Liebe nicht ganz von der Hand zu weisen. Denn der sellerieähnliche Geruch soll durch Pheromone, also hormonähnliche Sexualstoffe, zustande kommen, was eine aphrodisierende Wirkung nahelegt. Bereits in der Antike kannte man die Wirkung vieler Doldenblütler auf den Unterleib und ihre entsprechenden Einsatzgebiete sehr genau.
Die auch Gichtstockwurz und Gebärmutterwurzel genannte Pflanze wirkt durch ihre den Unterleib erwärmende Kraft stark harntreibend, menstruationsfördernd, krampflösend, leber- und magenberuhigend und entblähend. Sie soll bei nierenbedingter Migräne und nach übermäßigem Alkoholgenuss gute Dienste leisten. Bergleute setzten sie zur Schwermetallausleitung ein. Ein Eisenmangel und eine gestörte Eisenaufnahme kann mithilfe von Liebstöckel gebessert werden.
Die erwärmten Blätter aufgelegt helfen bei Mittelohrentzündung und eiternden Verletzungen. Man schätzte sie als Badekraut und verwendete ihren Absud zur Wundheilung, gegen üblen Schweiß, zur Verbesserung des Hautbildes und zur Erleichterung der Geburt.
Liebstöckel eignet sich als Ersatz für die chinesische Engelwurz und den ayurvedischen Königskümmel Ajowan. Aktuelle Forschungen zeigen eine Wirksamkeit auf Krebszellen und antibiotikaresistente Bakterienstämme.
Steckbrief
Inhaltsstoffe:
Ätherische Öle, Scharfstoffe, Diarylheptanoide, Stärke
Wirkungen:
warm und trocken, reinigend, entwässernd, verdauungsfördernd, schleimlösend, antimikrobiell, krampflösend, entzündungshemmend, antioxidativ, magen-, leber-, nierenstärkend, antikanzerogen
Anwendung:
Harnwegsinfekte, Nierengrieß, Verdauungsbeschwerden, Ödeme, Gicht, Rheuma, Miktionsstörungen, Menstruationsbeschwerden, Geburtserleichterung, Milchbildung, Mittelohrentzündung, Migräne, Atemwegsinfekte, Husten, Hautunreinheiten, Energiemangel, Parfümherstellung
Nebenwirkungen:
bei Überdosierung erhöhte UV-Empfindlichkeit, Nierenreizung
Gegenanzeigen:
Problemschwangerschaft, eingeschränkte Nieren- oder Herzfunktion, Nierenentzündung, Sellerie-Allergie, Fieber
Naturphilosophische Prinzipien/ Kräfte:
Sonne
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