Heilpflanze
Schwalbenwurz
Die weiße oder echte Schwalbenwurz wird auch Hundswürger, Hundswurz, Giftwurz, Giftwende, St. Lorenzkraut oder „Cynanchum vincetoxicum“ genannt. Das lateinische „vincetoxicum“ bedeutet „besiegt das Gift“. Weitere Namenserklärungen: Weil die reifen Fruchtschoten an Schwalben erinnern, heißt sie „hirundinaria“. Die Germanen benannten mit „Hund“ stinkende, ungenießbare oder giftige Pflanzen. Der hl. Laurentius (St. Lorenz) wurde lebend auf dem Rost gebraten und deshalb bei schweren Verletzungen und Verbrennungen angerufen. Man nannte sie auch „Asclepias“, nach dem ersten Arzt.
Die anpassungsfähige Pflanze bewohnt sonnige Waldränder und steinige Berghänge, die sie mit ihren Wurzeln festhält. Durch ihre Giftigkeit hat sie kaum Fressfeinde. Die Blüten schützen ihre Pollenpakete vor Räubern durch Klemmfallen, worin zur Bestäubung zu kleine Insekten mit den Füßen stecken bleiben und verenden, oder von wartenden Spinnen vertilgt werden. Die feine Wolle an den Samen der von Europa bis Asien heimischen Seidenpflanze lässt sich spinnen.
Bis ins 19. Jahrhundert war die bitter-süß-scharfe Wurzel in den Apotheken gebräuchlich. Sie ist „trocken und warm“, treibt Schweiß und Harn und löst bereits in verhältnismäßig geringer Dosierung starken Brechreiz aus. Man nahm sie bei Vergiftungen, Bissen von giftigen oder tollwütigen Tieren, zur Reinigung von Wunden, bei Magenbeschwerden und bei Regelstörungen. Paracelsus lobte sie gegen die Pest und zur Entgiftung des Hirns. Das Kraut verwendete man äußerlich bei entzündeten, eitrigen und bösartigen Geschwülsten und Geschwüren von Brust und Gebärmutter, gegen Kropf und bei schlecht heilenden Wunden.
Der berühmte Schweizer Kräuterpfarrer Künzle (1857 - 1945), der sich oft den Ärger weniger erfolgreicher Ärzte zuzog, verwendete gerne die getrockneten Blätter, Blüten und Samen als Tee bei Magenvergiftung, Grippe und ansteckenden Krankheiten, nie die viel giftigere Wurzel. Auf einer abgelegenen Berghütte rettete er ein Kind mit bereits beginnender Blutvergiftung, das in einen rostigen Nagel getreten war: Er bereitete ein Fußbad mit frischem Schwalbenwurzkraut und verabreichte zusätzlich Tee von Tausendgüldenkraut mit einer Prise Schwalbenwurz.
In der Homöopathie wird das frische Kraut mit Blüten verwendet. Wissenschaftliche Studien mit verschiedenen Viren wie Grippe und Herpes, belegen für eine homöopathische Zubereitung eine immun-modulierende Wirkung, was zur offiziellen Zulassung bei Viruserkrankungen führte.
Homöopathen fanden auch eine Wirkung bei Diabetes. Die Samen sollen eine förderliche Wirkung bei Herzinsuffizienz und Bluthochdruck haben, ähnlich wie Strophantus. Für einige Alkaloide konnte eine Wachstumshemmung auf bestimmte Krebszellen nachgewiesen werden.
Steckbrief
Inhaltsstoffe:
Glykoside, Alkaloide
Wirkungen:
entgiftend und ausleitend, blutreinigend, schweißtreibend, harntreibend, abführend, fiebersenkend, antientzündlich, immunstimulierend, menstruationsfördernd, den Brechreiz fördernd
Anwendung:
virale und bakterielle Infekte, Antidot bei Vergiftungen
Nebenwirkungen:
Giftpflanze: Lähmung von Atem-, Herz- und Skelettmuskulatur möglich, Gefährlichkeit jedoch umstritten. Nur homöopathische oder spagyrische Aufbereitung empfohlen!
Gegenanzeigen:
nicht bekannt
Naturphilosophische Prinzipien/ Kräfte:
Schütze (Carrichter), Merkur,
Sonne oder Jupiter