Wer war eigentlich…?

Melanie Klein

1882 – 1960

 

Die „Mutter der Psychoanalyse“
Melanie Klein wurde 1882 in einem Vorort Wiens geboren. 1910 zog sie nach Budapest. Sie war Mutter von drei Kindern. 1914, nach der Geburt ihres 3. Kindes, begann sie ihre Lehranalyse bei Sandor Ferenczi in Budapest. Sie beschäftigte sich intensiv mit der sich eben entwickelnden Psychoanalyse und begann - auf Ferenczis Ermutigung hin - obwohl sie über keinerlei formale Ausbildung verfügte, ihren jüngsten Sohn zu analysieren. Natürlich studierte sie die Schriften Sigmund Freuds. 1926 zog sie nach London um, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1980 leben sollte.

Objektbeziehung und gesunde Ich-Entwicklung
Melanie Klein trug mit ihren Schriften zur Entwicklung der modernen Psychoanalyse und insbesondere zur Ausbildung der Objektbeziehungstheorie bei, die besagt: Die erste Objektbeziehung des Kindes ist die Mutterbrust, die den Mittelpunkt sämtlicher Emotionen des Babys bildet. Die Säuglinge idealisieren die Brust als Quelle von Liebe und Nahrung und fühlen sich von ihr bestraft, wenn ihr Verlangen danach nicht direkt befriedigt wird. Diese zwiespältigen Gefühle lösen zum ersten Mal im Leben Angst aus.
Nach Melanie Klein ist eine gesunde Ich-Entwicklung im Säuglingsalter die beste Voraussetzung für die geistige Gesundheit des Erwachsenen. Ein Kleinkind, das gute Objektbeziehungen aufgebaut und ein stabiles Ich entwickelt hat, kann auch als Erwachsener mit den Erfahrungen des Verlustes oder der Abweisung positiv umgehen. Nur wenn Babys ihre Liebe zur Mutter richtig ausdrücken dürfen, werden sie als Erwachsene das Leben und die Liebe genießen können.

Mutter-Kind-Interaktion
Während die Psychoanalyse Freuds einen starken Schwerpunkt auf das Konzept der Triebe legte und den Menschen damit vorwiegend als Einzelwesen verstand, lenkte Melanie Klein die Aufmerksamkeit verstärkt auf frühkindliche Entwicklungen und die Mutter-Kind-Interaktion. Es war Kleins außerordentliche Fähigkeit, sich auf die Welt der Kinder einzustellen, was den Menschen damals eine völlig neue Vorstellung der Existenz einer inneren Welt bescherte.

Kindgerechte Ausdrucksformen
Melanie Klein entwickelte eine Psychoanalyse für Kinder, bei der das freie Assoziieren der Erwachsenenanalyse durch Spielen und andere kindgerechte Ausdrucksformen (z.B. Zeichnen) ersetzt wurde. Sie ging davon aus, dass Kinder ihre inneren Konflikte im Spiel ausdrücken, und dass es dem Analytiker möglich ist, durch Beobachten des Spiels diese Konflikte zu erschließen und zu deuten.

Moderne Bindungsforschung
Melanie Klein kann man als Vorreiterin der modernen Bindungsforschung sehen, da sie eine freundlichere und menschlichere Sicht auf die jungen Menschen hat als manch anderer Therapeut ihrer Zeit. Es geht um eine gesunde, altersgemäße Beziehung zu den Kindern. Moderne Experten in diesem Feld sind z.B. Jesper Juul und auch Prof. Dr. Karl Heinz Brisch. In der modernen psychologischen Arbeit mit Kindern geht es heute zum Glück nicht mehr so sehr um Triebhaftigkeit und Pathologisieren des Verhaltens. Heute liegt der Fokus auf der Wahrnehmung des Menschen in seinen Bedürfnissen und das Heilen seelischer Wunden; um ein Vertrauen-Schaffen, wenn die Umstände im bisherigen Leben des Kindes dies nicht zuließen.

These der Objektbeziehungs­theorie:
Die Art und Weise, wie ein Mensch die Welt wahrnimmt und mit welchen Erwartungen er an sie herantritt, wird durch seine Beziehungen zu wichtigen, frühen Bezugspersonen („Objekten“) geprägt wird. Diese Objekte können geliebt oder gehasst werden.