GESUNDHEIT

Heilsame Kommunikation

 

„Du bist nichts wert“, „Ich hasse Dich“ oder „Ich verfluche den Tag, an dem Du geboren wurdest“ – ich möchte es kaum niederschreiben, so eine starke abwertende, geradezu vernichtende Energie haben diese Worte, die von Menschen tatsächlich immer wieder in den Mund genommen werden.
Dass Worte eine große Kraft besitzen, ist nichts Neues. Studien in Schulen mit Pflanzen haben gezeigt, dass sogar Lebewesen wie Pflanzen, die in einem Experiment täglich beschimpft wurden, eingingen – die, die liebevolle Worte bekamen, florierten. Gleicher Standort, gleiche Licht- und Wasserbedingungen.

Worte haben eine Bedeutung
Wer sich – als Mensch also auch – in fortwährender, unbewusster und schlechter Kommunikation befindet, hat nicht nur einen höheren Stresslevel, sondern kann dauerhaft krank werden. Zu schädlicher Kommunikation gehört übrigens auch, gar nicht in Kontakt mit dem Gegenüber zu sein – wenn jemand überhaupt nicht mit einem spricht, keinen Augenkontakt hat, jede Begegnung systematisch unterbindet. Die unbewusste Botschaft ist: Ich will mit Dir nichts zu tun haben.
Besonders schädlich sind abwertende Worte bei Kindern, die daraus ein schwaches Selbstwertgefühl entwickeln, weil sie sich abgelehnt und nicht geliebt fühlen und die Worte als wahr verinnerlichen. Die Worte der Eltern werden zu inneren Glaubenssätzen und zu einer Stimme, die sie oft zeitlebens „hören“. Immerhin: Diese Glaubenssätze können verändert werden – das ist die gute Nachricht –, jedoch kann dies erstens oft erst im Erwachsenenalter erkannt werden und zweitens ist es langwierig und aufwendig, diese tiefgreifende Veränderungsarbeit zu leisten.
Wenn die negativen Glaubenssätze in positive innere Botschaften umgewandelt worden sind, ist es sehr berührend zu sehen, wie Wertschätzung und wertschätzende Kommunikation ermöglicht wird. Dann wird es einfacher, aus dem Teufelskreislauf der schmerzhaften, abwertenden Kommunikation sich selbst und anderen gegenüber herauszukommen.

Sind uns die Pflanzen voraus?
Faszinierend ist, dass Pflanzen oft eine erstaunlich hohe Intelligenz besitzen. Schauen wir uns die Bäume an, wie sie miteinander kommunizieren, wie sie Informationen über ein ausgeklügeltes System austauschen, da können wir Menschen uns durchaus ein Beispiel nehmen. Bäume kommunizieren nicht nur miteinander und sichern langfristig ein gesundes Ökogleichgewicht (wenn wir sie lassen), sondern sorgen auch füreinander.
Bäume können „zählen“ oder lernen, haben Erinnerungen und warnen sich gegenseitig, wenn Gefahr droht. Benachbarte Gehölze tauschen sich über das „WoodWideWeb“ aus, ein Netzwerk von Wurzeln und Pilzgeflechten. Der Forstwissenschaftler Peter Wohlleben beobachtet zum Beispiel, dass alte Stümpfe von gefällten Bäumen weiterhin am Leben gehalten werden. So gilt es als erwiesen, dass benachbarte Bäume ihre umgesägten Kameraden noch über Jahrhunderte über eine Zuckerlösung über deren Wurzeln versorgen. Nachwuchs wird ebenso versorgt. Solange der große Baum am Leben ist, ist der kleine intelligent genug, in Warteposition klein zu bleiben. Wenn der große umfällt, wächst der kleine wartende Baum in rasanter Geschwindigkeit nach oben und füllt die Lücke. All dies ist höchste Intelligenz.

Der freie Wille zum Frieden
Was die Bäume als kommunikative Intelligenz haben, können wir Menschen grundsätzlich auch. Wir sind jedoch die einzigen Lebewesen auf der Erde, die einen freien Willen haben. Grundsätzlich könnte das sehr nützlich und dienlich für unser Miteinander auf dem Planeten sein, manchmal aber entscheiden sich Menschen gegen den Frieden.
Zum Glück haben wir Menschen auch ein Mitgefühl und daher ein unglaublich großes Potenzial zu einer liebevollen und guten Kommunikation, wenn wir uns dafür entscheiden. Wer wünscht sich nicht eine Welt, in der die Menschen friedvoll und fürsorglich miteinander umgehen?

Gewaltfreie Kommunikation
Was uns meist daran hindert, diesen Frieden zu leben, ist nicht die Absicht, böse zu sein. Jeder Mensch hat eine positive Absicht – auch hinter den Handlungen, die nach außen hin „kaltherzig, unangemessen, seltsam“ erscheinen. Dahinter stehen meist überlieferte, unbewusst weitergelebte Gewalterfahrungen in der Ahnenlinie oder in der Herkunftsfamilie, die uns abhalten, eine wertschätzende Haltung uns selbst und anderen gegenüber einzunehmen.
Wenn ich von Gewalt spreche, meine ich nicht nur die körperliche Gewalt, die wir allerdings durch allein zwei Weltkriege im letzten Jahrhundert immer noch zu heilen haben. Nein, ich spreche von den Worten, die wir verwenden. Nicht umsonst beschäftigen sich Kommunikationswissenschaftler und Psychologen mit dem Thema Kommunikation und bemühen sich, Wege aufzuzeigen, die eine bewusste und wertschätzende Kommunikation überhaupt erst ermöglichen. Einen möchte ich hier nennen: Marshall B. Rosenberg hat das Handlungskonzept „gewaltfreie Kommunikation (GFK)“ entwickelt. GFK steht nicht für Kommunikation als Manipulationsmittel, wie sie gerade im Geschäftsleben gerne verwendet wird, sondern als Möglichkeit, mit Menschen in eine wertschätzende Beziehung zu kommen, um so mehr Vertrauen und Freude am Leben zu haben. Eine gute Basis für Frieden, oder?

„Sprache des Herzens“
Es gibt jedoch auch eine Sprache jenseits von Worten. So wissen Menschen, die z.B. Heilhypnose anwenden, dass es einen Informationsaustausch über eine unbewusste Ebene gibt.
Studien belegen, dass die „Kommunikation mit dem Herzen“ nicht eine Erfindung von esoterischen Weltverbesserern ist, sondern die höchste Form der Intelligenz darstellt. Sie wird die Kommunikation der Zukunft maßgeblich bestimmen. Denn wer mit dem Herzen kommuniziert, versteht auf ganz tiefen Ebenen die Botschaften des anderen – ohne Schnörkel, einfach, in der Essenz und richtig.

Magnetisches Feld des Herzens
So kommunizieren Mütter mit ihren Säuglingen direkt übers Herz. Die Herzfrequenz des Säuglings gleicht sich an, wenn die Mutter nur in die Nähe kommt und das Kind noch nicht mal an ihr eigenes Herz hält. Inzwischen kann man das elektromagnetische Feld eines Menschen messen, und zwar beginnt das schon mit einigen Schritten Entfernung dieses Menschen. Tritt ein anderer Mensch in dieses Feld ein, beginnt bereits Kommunikation.


Das elektromegnetische Feld des Menschen

Kommunikation ohne Worte über die Distanz
Bekannt ist, dass auch Gehirne von Menschen kommunizieren, nämlich sich soweit synchronisieren, bis die Gehirnwellen völlig deckungsgleiche Aktivitätsmuster aufweisen. Beobachtet wurde dabei die Synchronisation von Gehirnwellen, Herzfrequenz und Hautwiderstand. Das Ergebnis war erstaunlich: Das Nervensystem synchronisierte sich sogar, wenn kein physischer Kontakt stattfindet oder die andere Person nicht einmal anwesend ist, also über eine Distanz hinweg, so eine Studie der University of Technology in Sydney.
„Das Spannendste ist, dass wenn wir in diesem Moment der Einheit oder diesem veränderten Zustand sind, plötzlich der Scheitellappen anfängt, rege Aktivität zu zeigen. Wenn das passiert, können wir unsere Gehirne und Körper auf einer tieferen Ebene lesen.“ Dr. Trisha Stratford, Neuro-Psychotherapeutin

Präsenz und Informationsfluss
Diese Fakten seien womöglich Grundbedingung dafür, unsere Beziehungen und damit die Kommunikation auf eine neue Ebene zu bringen, erklärten die Forscher. Diesen Effekt hervorzurufen, ist eigentlich ganz einfach: Es sei nichts weiter nötig, als sich dem Gesprächspartner entspannt zu öffnen und mit unserer ganzen Aufmerksamkeit anwesend zu sein. Das erklärt auch viele Dinge, die wir Menschen mit unserem Verstand nicht mehr erfassen können, beispielsweise Energie- und Gedankenübertragungen, Fernheilungen… die Liste ist lang.
Also, Präsenz ist alles. Sie ist ein Zustand absoluter Konzentration auf das, was gerade ist. Sei mit Deiner gesamten Aufmerksamkeit und Deinem Herzen im Hier und Jetzt, und die Kommunikation über die non-verbalen Kanäle läuft sozusagen von alleine. Wenn das so einfach wäre! Genau das ist es, was gerade im Alltag geübt sein will: die Gedanken in die Stille und in den jetzigen Moment zu bekommen; die Gedanken, die im Frontallappen des Gehirns schnelle „Bewegungen“ der Hirnwellen produzieren, in eine ruhigere Amplitude zu bekommen, also weniger Gedanken um Zukunft und Vergangenheit zu haben. Nur im Jetzt zu sein.

Kommunikation der Zukunft
Spannend ist, wie wir Menschen in Zukunft miteinander kommunizieren, wenn wir ganz präsent sind. Dann dürften auch die sozialen Netzwerke im Internet und die Kommunikation über Handy der Vergangenheit angehören. Das können wir dann ohne.
Bis es soweit ist, konzentrieren wir uns doch darauf, bei uns selbst anzufangen und abwertende innere Stimmen in positive, bestärkende innere Botschaften zu verwandeln, um so mit den anderen in eine wertschätzende Kommunikation kommen zu können. Denn eine gute Kommunikation vermindert Missverständnisse. Eine Herzenskommunikation ist die Botschaft an den anderen „Du bist ok“. Sie reduziert den Stress, und das trägt bekanntlich zur Gesunderhaltung bei. ƒ

Autorin
Sabine Neuhaus
Redakteurin Klösterl-Journal, Coach,
Heilpraktiker für Psychotherapie (HPG), Yogalehrerin

»Früher habe ich mich immer versteckt mit meiner Gabe, mit dem Herzen zu kommunizieren. Heute traue ich mich damit immer mehr in die Außenwelt, auch wenn ich dafür nicht immer Beifall kassiere, sondern manchmal auch deutliche Ablehnung. Mein Mitgefühl und das Verständnis für die Bedürfnisse des anderen geben mir dann den Mut, weiter mit dem Herzen zu kommunizieren.«