Sehr geehrte/r Interessent/in,
als ich letztens beim Wandern durch einen wunderschönen Wald ging, freute ich mich so sehr, einen wilden Mischwald in einem Naturreservat anzutreffen. Kein forstwirtschaftlich genutzter Wald, der immer so aufgeräumt und unnatürlich aussieht. Ein „echter“, gut duftender Wald, wo alte Bäume vermodern, umgefallene Bäume von Pilzen und Moos bedeckt sein, Farn und Gräser wachsen dürfen, wo die Sonne durch das Blätterwerk blitzt. Wo die ganz kleinen Bäumchen, noch kaum als solche wahrzunehmen, durch die Erde spitzen und warten, bis die großen ihnen Platz machen und sie frei wachsen können.
Als ich dieses winzig kleine Bäumchen aus einem alten, modernden Ast hervorsprießen sah, musste ich unwillkürlich an das Thema „Wachstum“ denken. Wie schön zu sehen, wie gut in der Natur alles organisiert ist. Wie die Kleinen wachsen und die Alten weichen dürfen. Wachstum darf organisch gehen.
So auch beim Menschen, sinnierte ich. Auch das innere Wachsen bei uns Menschen.
Zwar kommt es im Leben schon manchmal vor, dass gerade die größten Lernfelder da sind, wo es auch Widerstände gibt, wir Menschen Schmerz erfahren oder schlechte Erfahrungen machen. Die Natur lehrt uns jedoch den sanften Weg zum Wachstum. Wir dürfen in unserem Tempo, unseren Voraussetzungen entsprechend, wachsen, sodass die Wachstumsprozesse integriert und leicht vollzogen werden können. Klar können wir uns selbst bessere Bedingungen schaffen oder uns Unterstützung holen, um unsere Muster abzulegen, oder unseren möglichen Schmerz zu überwinden, der unser Wachstum hemmt. Dennoch – wenn wir uns unser eigenes Tempo erlauben und berücksichtigen, wer wir sind, bewusst leben, dann wachsen wir quasi von selbst.
„Der Grashalm wächst nicht schneller, wenn Du daran ziehst.“
Dinge brauchen ihre Zeit, der Mensch mit seinem Lebensweg auch. Lassen wir der natürlichen Entwicklung Raum, so stehen wir stabiler und selbstverständlicher in dieser Welt, sagen ja zu unserem individuellen Leben, sagen – weiter gedacht – Ja zur Schöpfung Gottes. Übrigens: Auch Bäume werden robuster und stabiler, wenn man sie einfach wachsen lässt und den Wachstumsprozess nicht beschleunigt.
Ich darf Ihnen Vertrauen in sich selbst und ins Leben wünschen
Ihre

Josepha Brada-Wallbrecher
Apothekerin und Inhaberin der Klösterl-Apotheke
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