Sehr geehrte/r Interessent/in,
heute möchte ich Sie ein wenig in die Welt der Philosophie entführen und über das „Resonanzprinzip“ sprechen. Sicher kennen Sie das alte Sprichwort „Wie man in den Wald hereinruft, so schallt es heraus“. Dieser Satz spiegelt natürlich nur das wider, was wir Menschen in Sprache ausdrücken.
Schöpfer der Realität
Das Resonanzprinzip bezieht sich aber nicht nur auf Kommunikation. Das Gesetz der Anziehung besagt, dass man alles anzieht, was man denkt, fühlt und wie man handelt. Der Mensch ist also Schöpfer seiner eigenen Realität. Bin ich freundlich zu jemandem, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Freundlichkeit ansteckt und sich insgesamt die positive Energie vermehrt. Klingt einfach. „Dann kommen ab jetzt nur noch „gute“ Gedanken in mein Denken, Fühlen und Handeln“, könnte man denken.
Schattenseiten
So einfach ist es nun doch nicht. Denn das Gesetz der Anziehung spricht nicht nur die bewussten Anteile in einem Menschen an, sondern auch die unbewussten, so genannten „Schattenseiten“, die meist im Verborgenen schlummern. Nur weil sie nicht sichtbar sind, heißt es nicht, dass es sie nicht gibt. So kann es sein, dass ich genau das Gegenteil von dem anziehe, worauf ich mich fokussiere.
Polaritäten
Die Welt ist voll Polaritäten. Die inneren und äußeren Polaritäten wahr- und anzunehmen, ist manchmal eine Herausforderung: Licht und Schatten, gut – böse, hell – dunkel, plus – minus. Wo das eine ist, da ist auch das andere. Die Philosophie kennt es gut, dass es gegensätzliche Aussagen gibt, die beide gleichzeitig wahr sind. Romano Guardini, katholischer Priester, Jugendseelsorger, Religionsphilosoph und Theologe, der gerade im Prozess der Seligsprechung ist, entwickelte die Gegensatzlehre. Demnach kann das Leben an sich nur mit Gegensätzen stattfinden. Bei der Polarität geht es also nicht um einen unvereinbaren Gegensatz, sondern um ein komplementäres Verhältnis, um die so genannte Spannungseinheit. Vereint man die beiden entgegengesetzten Pole, findet man die Einheit, die die Polarität zur Polarität darstellt. In der chinesischen Philosophie ist die Polarität – Taiji – ein zentraler Begriff. Insbesondere im Daoismus wird eine Einheit von polaren Gegensätzen – Yin und Yang – besonders betont.
„Im Sinne der Gegensatzlehre gilt: Als Grundprinzip alles Lebendig-Konkreten geschieht die Erkenntnis der Polarität nicht wie bei der aristotelischen Logik, die auf dem Grundsatz des Widerspruchs basiert, sondern das Verständnis dieser Art von Gegensatzverhältnis (bzw. Spannungseinheit) wird vor allem durch die paradoxe Logik ermöglicht.“ – nach Romano Guardini
Stärke und Schwäche zugleich
Das würde beispielsweise bedeuten: Ich ziehe automatisch auch meine Schwäche an, wenn ich mich auf meine eigene Stärke konzentriere. Denn die beiden gehören zusammen. Diese Spannung zwischen den Polen scheint oberflächlich betrachtet erst einmal unüberwindbar. Jedoch ist es das, was das Leben erst ermöglicht, denn durch die Pole entsteht Schwingung, und Schwingung ist Leben. Wir Menschen dürfen uns im Annehmen üben. Denn wenn ich weiß, dass alles, was mir begegnet, das Leben ausmacht und auch mit mir selbst zu tun hat, so werden Konflikte im Außen und Innen zu Übungsfeldern, meine seelischen inneren Anteile kennenzulernen und zu integrieren.
Das Resonanzgesetz bedeutet zusammengefasst: Alles, was wir im Alltagsleben wahrnehmen, ist ein Teil von uns selbst – egal, ob wir es als positiv oder negativ bewerten. Dinge, zu denen wir nicht in Resonanz stehen, können wir erst gar nicht erkennen.
Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen die Gelassenheit, die Dinge einfach wahrzunehmen, stehen zu lassen, ohne sie zu bewerten, um zu fühlen, was innerlich gerade an der Reihe ist, „durchlebt“ zu werden. Denn es ist ein Geschenk, als Mensch am Leben zu sein.
Mit warmherzigen Grüßen
Ihr

Johannes Zeise-Wallbrecher
Gründer der Klösterl-Apotheke